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Wieder einmal hat ein Wochenmagazin, im aktuellen Fall "Die Ärztekrone", jüngst eine Kampagne zur Rettung der Hausärzte gestartet. Soweit so gut.

Zum Start der Serie hat die Redaktion eine Reihe von Hausärzten interviewt. Gefragt wurde nach dem Selbstverständnis, dem Berufsbild und den Zukunftschancen.

Zu meinem Erstaunen, ja Bedauern, musste ich feststellen, dass unter den befragten Ärzten keine und keinen störte, dass die Hausärzteschaft mit Kassenvertrag, seit 40(!) Jahren, in einem technologischen Stillstand regelrecht gefangen gehalten wird.

Außer einer mehrheitlich genützten IT und einem Exzess an Bürokratie hat sich am Arbeitstag eines Kassenarztes in den vergangenen 40 Jahren technologisch nichts verändert! Ich will erst gar nicht an das völlig gewandelte technologische Profil der modernen Medizin denken. Sonst würden mir alle Haare zu Berge stehen. Wahrscheinlich sind heute sogar sogenannte "Barefooted Doctors" besser ausgerüstet, als österreichische Allgemeinmediziner mit Kassenvertrag. Im immer selbstgefällig und blasig besungenen "besten Gesundheitssystem der Welt".

Fast alle Technologien, entwickelt in den vergangenen Jahrzehnten, sind spurlos am Praxisalltag eines österreichischen Hausarztes vorbei gegenagen, denn sie haben keinen Eingang in die Leistungskataloge der österreichischen Krankenkassen gefunden. In den Leistungskatalogen der Krankenkassen ist penibel aufgelistet was von den Kassen Ärzten erstattet und was nicht bezahlt wird.

Dafür sind "Winterschlaf"(!) und "Aderlass"(!) im 21. Jahrhundert noch immer Leistungspositionen der unbeweglichen und finanziell ausgebluteten Krankenkassen!

Dafür soll künftig noch mehr Geld in den Moloch Spital fließen, denn dort hat die Landespolitik das Sagen und dort schielt man, so fürchte ich, schon länger auf die Finanzen der Krankenkassen, die bisher allein die niedergelassenen Ärzte honoriert haben.

Beschlossen ist eine Umverteilung. Mehr für`s Spital, weniger für die niedergelassenen Ärzte, denn das Zauberwort heißt Einsparung, oder Kostenneutralität. Dieses Umverteilung wird die Kassenmedizin belasten und  weiter unattraktiv werden lassen. Noch weniger Geld dürfte künftig für die überwiegende Mehrzahl der Patienten, die in Ordiantionen behandelt werden, zur Verfügung stehen.

Eine Wunde die schwer zu schließen sein wird.

Weiters beklagt niemand die Tatsache, dass bis dato nicht einmal die allgegenwärtige Sonographie (Ultraschall) in Österreichs allgemeinmedizinischen Kassenordinationen Eingang gefunden hat. Allgemeinmediziner werden darin im Turnus heute nicht ausgebildet und den, mit dem Rücken zur Wand stehenden Kassen fehlen Geld, Mut und die nötige Portion Zukunftsorientiertheit, um diese flächendeckend einzuführen. Weiterwurschteln, also der Erhalt des Status Quo, wird als Erfolg verkauft und von der ärztlichen Standesvertretung ohnmächtig akzeptiert.

"Wenn es bloß nicht schlechter wird", ist es allerorts seufzend, als Ausdruck terminalen Resignation, von Kolleginnen und Kollegen zu hören.

Somit wird der ehemals grandiose Beruf des Hausarztes mit Kassenvertrag zwischen der Skylla "Technologiestillstand" und der Charybdis "Finanzierungsnotstand" aufgerieben. Verschilmmert wird alles noch zusätzlich durch die periodischen und unerträglichen Lippenbekenntnisse der Politik, den Stand der Hausärzte aufwerten zu wollen. Wenn sie doch schweigen würden!

Dort werden wir Hausärzte hauptsächlich als Kostenverursacher, nicht aber als LEBENSERHALTER erster Ordnung gesehen!

Somit schaut es für die Hausärzte in Österreich ganz schlecht aus.

Im Zeitalter von Braintrusting, Thinktanks und Teamwork zum Einzelkämpfer verurteilt (Ärzte dürfen keine Ärzte anstellen und die ärztlichen Praxis-Gesellschaften sind äußerst unattraktiv), technologisch veraltert und demotiviert, tun sich schon heute immer weniger junge Ärztinnen und Ärzte das Unbill eines Kassenvertrages an und wollen bestenfalls frei, als Wahlärzte ordinieren. Die Patienten bezahlen die Rechnung.

Good bye Hausarzt mit Kassenvertrag....!